PETER WEIBEL ÜBER STEPHAN KOREN
PETER WEIBEL
vortrag bei „kunst und revolution“, 7.6.68 über finanzminister dr. koren
ich kannte universitätsprofessor dr. stephan koren. er war ein krüppel und wollte mir immer zeigen, dass er einer ist wie ich. mir zum beweis hat er sich zum minister hinaufgeangelt, auch nur mit einem arm, der arme. doch wenn finanzminister koren mit der linken hand sein zumpferl aus der hose fummelt, linkisch daneben spritzt und die urintropfen am parlament abstreift, wenn das krüppel koren bei öffentlichen ansprachen den linken arm als grauenerregendes monument seiner vertanen und verstümmelten menschlichkeit in die luft streckt, eine bewegung, der die gravitationsgesetze kaum ihren segen verleihen wollen, wenn das krüppel koren über wochenschau und fernsehen so sengend in die volksfluren einbricht dass jedem gesunden österreicher vor entsetzen über diesen ausatz der nation die pupille platzt, wenn bei empfängen auf dem flughafen die massen durch den anblick das (sic!) krüppels koren in raserei geraten und die ausländischen gäste in panik fliehen als stünde tarantula über wien, wenn einhändige eigenhändig und eigenmächtig regieren dürfen, wenn das krüppel koren die lügen und versprechungen nur so aus dem ärmel schüttelt, wenn beim krüppel koren die linke nicht weiss was die rechte tut, dann hat er es leicht, denn sein arm hängt lose und leer, dann, weil es gar keine rechte gibt am körper den krüppels koren ‑ der egomanische fliegeroffizier hat sie für hitlers karriere geopfert – dann gilt die bluttat, einem österreichischen bürger ein widerliches krüppel als minister vorzusetzen, dem versuch, einen bestialischen begriff der humanität einzudreschen, der jedem greuel den freibrief liefert, dann wird ein horror und terror ausgestellt, der österreich als seuchegebiet verrufen soll, damit der österreicher völlig seiner regierung ausgeliefert werde, dann rächt sich ein kranker an der gesunden bevölkerung, dann wird ein typus abscheulicher abnormität am leben gehalten, den die natur längst ausgestossen hat, den nur mehr die staatliche pressure group als abstossende wunderwaffe erzählt, dann bewahrheitet sich wieder einmal das sprichwort: wer nicht brunzen kann, soll nicht herrschen. wenn bezahlte schweine ein bezahltes krüppel an die finanzen lassen. wenn dem krüppel koren die österreichische staatsbürgerschaft nicht aberkannt wird, dann um den österreicher reif zu machen für die totale kapitulation vor der schwarzen fut, dann um durch grauen und beschämung den österreicher soweit zu erniedrigen, dass er zur staatlichen bande sich nicht einmal mehr aufzublicken getraut.
-Peter Weibel, Valie Export: Wien: Bildkompendium Wiener Aktionismus und Film, Kohlkunst Verlag, Frankfurt, 1970.
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Siehe Filmauschnitt hier : “das heisst also (so Lutz Dammbeck) . . . in der Kunstszene kann man unter dem linken Etikett mal so richtig die NAZI-SAU rauslassen.” (Aus “Das Meisterspiel° Film von Lutz Dambock über den braunen Sumpf in Wien.)